Märchen sind unsere Passion, und das nicht nur zu unseren Aufführungen am 2. Advent. Im Frühjahr 2020 haben wir die kreative Zwangspause genutzt und begonnen unsere liebsten Märchen zu vertonen. Dabei gibt es mehr zu entdecken, als die bekannten Brüder Grimm und Andersen. Vielleicht lernen Sie bei unserer Auswahl auch noch das ein oder andere Schätzchen weniger geläufiger Märchenschreiber kennen? Neben unseren Aufnahmen, finden Sie zusätzlich ein paar Hintergrundinformationen zu den Autoren. Nehmen Sie sich etwas Zeit und tauchen für einige Augenblicke in die Welt der Märchen ein. Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Brüder Grimm; Aus: Kinder- und Hausmärchen
Die Brüder Jacob (1785-1863) und Wilhelm (1786-1859) Grimm sind wahrscheinlich die uns bekanntesten Märchensammler gewesen. Als Sprachwissenschaftler und Volkskundler sammelten beide mündlich überlieferte Märchen und hielten diese für die Nachwelt in ihren „Kinder und Hausmärchen“ fest. Das Bild, beide hätten die Märchen vor allem bei alten Bäuerinnen, Köhlern und Hirten erfahren, hält sich hartnäckig. Allerdings scheint es eher wahrscheinlich, dass die Erzählungen mehr aus gebildeten Schichten stammten und sich zumeist aus französischen Quellen speisten. So waren denn auch weitere Quellen die Märchen der Dorothea Viehmann (hugenottischer Abstammung), die Brüder Werner und August von Haxthausen, sowie die Dichterin Anette von Droste-Hülshoff und deren Schwester Jenny von Laßberg. Das Verdienst der Brüder Grimm ist trotzdem beträchtlich. Denn nicht nur allein ihre Sammlung, sondern ihre Überarbeitung derselben ist es, was unser heutiges Bild der Märchenerzählstruktur prägt.
Allerleirauh
Aschenputtel
Brüderchen und Schwesterchen
Der Froschkönig
Der gestiefelte Kater
Die Bienenkönigin
Die Bremer Stadtmusikanten
Die goldene Gans
Die Nixe im Teich
Die Sternthaler
Frau Holle
Fundevogel
Jorinde und Joringel
Rapunzel
Rotkäppchen
Strohhalm, Kohle und Bohne
Von dem Fischer un syner Fru
Hans Christian Anderssen; Aus: Sämtliche Märchen
Hans Christian Andersen (* 02.04.1805; † 04.08.1875) war ein Dänischer Dichter und Schriftsteller und ist uns durch seine Märchen bestens bekannt. Aber anders als beispielsweise die Brüder Grimm, war er kein Märchensammler, sondern ein Märchenschreiber. Er mochte durchaus Volksmärchen als Grundlage für seine Geschichten verwendet haben, hat diese aber stets sehr stark bearbeitet, so dass hier von „Kunstmärchen“ gesprochen wird. Daher erscheinen uns seine Märchen auch so einzigartig und finden auch kaum Entsprechungen in anderen Märchensammlungen (wie sich z.B. viele Märchen der Brüder Grimm auch bei Bechstein finden lassen). Dabei stammt Andersen aus ärmlichen Verhältnissen. Sein Vater starb, als er 11 Jahre alt war. Mit 14 Jahren versuchte er sich vergeblich als Schauspieler und Sänger, fand in dieser Zeit jedoch Unterschlupf beim damaligen Direktor des Königlichen Theater Kopenhagen. 1822 erhielt er schließlich Unterstützung durch den dänischen König Friedrich VI, dem seine Begabung aufgefallen war, und konnte so zunächst die Lateinschule in Slagelsen besuchen und später ein Universitätsstudium absolvierenen. Gedichte hat er zwar schon zuvor geschrieben, aber er wäre ohne diese Unterstützung vielleicht nie in der Lage gewesen, die Märchen schreiben zu können, für die er heute bekannt ist.
Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern
Der Schweineknecht
Der standhafte Zinnsoldat
Die Prinzessin auf der Erbse
T. von Held; Aus: Märchen und Sagen der afrikanischen Neger
Über T. Von Held ist uns nicht viel bekannt. Aufgrund seines Vorworts und dem Titel seiner Sammlung „Märchen und Sagen der afrikanischen Neger“ um1904 lässt sich jedoch schließen, dass er Afrika nicht als ebenbürtig zu Europa empfand. Gleichwohl erkannte er aber, dass die Erzählungen afrikanischer Völker den europäischen Sagen und Fabeln in keinster Weise nachstehen. Anders als andere Märchenschreiber hat er diese aber nicht unmittelbar in der Bevölkerung gesammelt, obwohl er dazu in Afrika unterwegs gewesen war. Stattdessen hatte er sich in seinem englischen und deutschen Freundeskreis umgehört, dem Geschichten von den Einheimischen erzählt worden war. Weitere Geschichten recherchierte er in der Kapstädter Stadtbibliothek.
Ein kluger Richter
Laura Gonzenbach; Aus: Sicilianische Märchen
Laura Gonzenbach (*26.12.1842 als Tochter des Handelsagenten und Schweizer Konsuls Peter Victor Gonzenbach in Messina; † 16.07.1878) kam nicht von sich aus zum Märchenschreiben. Sie wurde von dem Historiker und Theologen Otto Hartwig darum gebeten, den Sie in dessen fünfjähriger Zeit als Prediger und Lehrer in ihrer evangelischen Gemeinde in Messina kennen gelernt hatte. Hartwig wollte einige von ihr erhaltene Märchen als Zeugnis sizilianischer Volkspoesie seinen Bänden „Aus Sicilien, Cultur- und Geschichtsbilder“ anfügen. Sie tat ihm den Gefallen und recherchierte in Sizilien Märchen, die dort von Mund zu Mund überliefert wurden. Vor allem sizilianische Frauen waren die Quelle für Frau Gonzenbach, die, wie sie selbst schreibt, die Märchen oft mit vollem Körpereinsatz, Gestik und Bewegung lebendig und anschaulich erzählten. Für Herrn Hartwigs Veröffentlichung hatte sie ihm zunächst 10 Märchen zukommen lassen. Von den Märchen fasziniert wuchs ihre Sammlung schnell weiter auf 92 Märchen an, deren Manuskript sie Hartwig zur Veröffentlichung überließ, und die uns auf diese Weise erhalten geblieben ist.
Zafarana
Johann Wilhelm Wolf; Aus: Deutsche Hausmärchen
Johann Wilhelm Wolf (23.04.1817-1855) stammt aus Köln und wuchs in einem streng katholischen Elternhaus auf. Nach kurzer kaufmännischer Tätigkeit wechselte er für ein Studium nach Brüssel. Dort begann er volkstümliche flämische Märchen und Legenden zu sammeln. Später kehrte er nach Köln zurück und heiratete dort Marie von Plönnies. Gemeinsam mit ihrem Bruder Lieutnant Wilhelm von Ploennies sammelte Wolf vor allem im Odenwald, aber auch unter den Soldaten der Kompanie des Lieutnants Märchen und Sagen. Dabei muss er die Märchen der Brüder Grimm bereits gut gekannt haben. Denn es scheint, das er sehr darauf geachtet hat keine Märchen niederzuschreiebn, die durch die Brüder Grimm bereits bekannt waren. Auch waren Wolf und Ploennies tatsächlich bei den einfachen Menschen im Odenwald und den Soldaten in der Kompanie unterwegs und fanden bei diesen einen sehr reichen Märchenschatz, den kennen zu lernen wahrlich lohnt.
Vom Breitöpchen
Wilhelm Hauff; Aus: Märchenalmanach für Söhne und Töchter gebildeter Stände
Wilhelm Hauff (*29.11.1802, † 18.11.1827) war nur eine kurze Schaffensperiode vergönnt, denn er verstarb mit nur 24 Jahren infolge einer Typhuserkrankung. Und doch hinterließ er uns einen einzigartigen Märchenschatz, der vor allem in seinem ersten von drei Märchenalmanachen orientalische Bezüge aufweist und so auch aus dem Märchenschatz aus 1001 Nacht entsprungen sein könnte. Dabei bettete auch Hauff seine Märchen in eine Rahmengeschichte ein, so dass diese nicht losgelöste Einzelepisoden darstellen, sondern sich als eine fortlaufende Geschichte lesen und erzählen lassen. Hauff war schon in Kindertagen ein guter Zuhörer und verstand es früh, Gehörtes in seine eigene Erzählstruktur zu überführen, wodurch seine Märchen sprachlich sehr geschmeidig und ausgewogen geschrieben sind. Kinderliteratur gab es zu Hauffs Zeiten schon vielfach, oft aber in einer schlechten Sprachweise. Daher schrieb auch schon das Litterarische Konversionsblatt 1825 in Nr. 297: „es ist sehr erfreulich, einmal auf ein Talent zu treffen, das dem Berufe, die Kleinen harmlos und doch nicht geistlos zu unterhalten, wirklich gewachsen ist“.
Kalif Storch
Ernst Moritz Arndt; Aus: Märchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil
Ernst Moritz Arndt (*26.12.1769; † 29.01.1860) ist keine einfache Person. Durch seine Schriften und sein politisches Engagement lassen sich klare Bezüge zu einer rassistischen und nationalistischen Geisteshaltung schließen. Seine Märchen, die eher als Sagen eingestuft werden, verdienen trotzdem Beachtung. Diese hat er nicht ohne Grund Märchen- und Jugenderinnerungen genannt. Im Winter 1817/18 schrieb er die Geschichten nieder, die ihm aus seiner Kindheit bekannt waren. Einige Geschichten hat er als Kind beispielsweise von dem Knecht Balzer Tievs gehört, der auf dem Gut seines Vaters arbeitete. Somit bilden auch die Regionen Rügen und Pommern den Herkunftsort seiner Geschichten, die sich im einfachen Volk erzählt wurden. Diese sind dabei geprägt von einem durchaus mehrmaligen Auftreten von Heldenfiguren (Sagencharakteristikum) und der Aufforderung sich stets moralisch richtig zu verhalten. Dies wird oft durch christliche Aspekte sich z.B. stets fromm zu verhalten in seinen Märchen verstärkt.
Rattenkönig Birlibi
Heinrich Pröhle; Aus: Kinder und Volksmärchen
Christoph Ferdinand Heinrich Pröhle (*04.06.1822, † 28.05.1895) war der Sohn eines evangelischen Pfarrers. Dadurch genoss er eine gute Schulbildung, studierte Philosophie und Geschichte, und wurde schließlich Lehrer und Schriftsteller. Zum Märchenschreiber wurde er durch den Wunsch seines Lehrers Jacob Grimm (einer der Brüder Grimm), sich im Harz niederzulassen, um dort die Sagen und Märchen der Bevölkerung zu sammeln und niederzuschreiben. Diese hat er in eigenen Werken der Nachwelt hinterlassen.
Das getreue Ross
Vom langen Winter
Ludwig Bechstein; Aus: Deutsches Märchenbuch
Ludwig Bechstein (* 24.11 1801; † 14.05.1860), nahm zuerst den Umweg über eine Apothekerausbildung, bevor er später zum herzoglichen Kabinettsbibliothekar in Meiningen und 1833 zum Leiter der Herzoglichen öffentlichen Bibliothek ernannt wurde. Nachdem er während seiner Tätigkeit als Apotheker bereits 1823 die „Thüringischen Volksmärchen“ vorlegen konnte, gewährte ihm Herzog Bernhard II von Sachsen-Meiningen ein Stipendium zum Studium der Philosophie, Geschichte und Literatur, das ihm den Weg zu seiner späteren Tätigkeit öffnete. Parallel betätigte er sich weiterhin als Schriftsteller. Seine Romane sind heute kaum noch bekannt, umsomehr aber seine Märchensammlungen. Seinen Bearbeitungen merkt man dabei seine Absicht, pädagogisch zu wirken durchaus an. Es war sein Bestreben mit den Volksmärchen auch einen Beitrag zur Förderung der nationalen Einheit Deutschlands zu leisten.
Das Märchen von den sieben Schwaben
David August Brauns; Aus: Japanische Märchen
David August Brauns (* 1.08. 1827; † 1.12. 1893) war von Beruf Geowissenschaftler. War er zunächst Privatdozent an der Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg, wurde er vom 5. Dezember 1879 bis zum 31. Dezember 1881 vom Ministerium für Erziehung der japanischen Regierung angestellt. In Tokio lehrte er Geologie und Paläontologie an der Universität von Tokio. Verheiratet mit der Schriftstellerin Caroline Wilhelmine Emma Brauns, sammelte er neben seiner geologischen Betätigung japanische Märchen und Sagen, die im Jahr 1885 in einem Sammelband veröffentlicht wurden.
Das Mädchen mit dem Holznapfe
Die dankbaren Füchse
Die Spatzenhochzeit
Alexander Nikolajewitsch Afanassjew; Aus: Russische Märchen
Alexander Nikolajewitsch Afanassjew (*23.07. 1826; † 05.10.1871) studierte ursprünglisch an der Universität Moskau.Rechtswissenschaften. Später war er ab 1849 Archivar des Moskauer Außenministeriums und übernahm 1856 die Leitung der Kommission zur Publikation staatlicher Urkunden und Verträge. Im Auftrag der Russischen Geographischen Gesellschaft in Sankt Petersburg sammelte er etwa 600 russische Märchen, wodurh er als der russische Grimm gilt. Im Unterschied zu den Brüder Grimm hat Afanassjew die Märchen kaum bearbeitet und z.T. auch verschiedene Versionen eines Märchens nebeneinander stehen lassen.
Die Hexe und die Sonne
Der Frost
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